„Ich finde alle schön- jeden auf seine Art.“

Oktober 2014, Lam, Deutschland

Beitrag über das Mineralienmuseum der Familie Gabrys in Lam für Schöner Bayerischen Wald.

Feature about the Cristal museum of the family Garbos in Lam for Schönen Bayerischen Wald.

Von Außen betrachtet sieht das Haus wie ein großes Einfamilienhaus aus, nur ein kleines Schild weißt auf die Örtlichkeit hin. Betritt man die Räume des Kellers erschlägt einem die Unmengen an Gesteinen und Mineralien. In Glasvitrinen aufgereiht und mit kleinen mit Schreibmaschinen bedruckten Kärtchen beschildert, in Schubladen versteckt oder in Kisten und Regal sorgsam verpackt verbergen sich eine Unzahl an Gesteine und Mineralien in den unterschiedlichsten Farben und Formen, angefangen von grauen, fast unscheinbaren Steinstücken bis hin zu farbig schimmernden, fragil geformten Mineralien. In den vier Zimmern im Keller des Einfamilienhauses verbirgt sich der fast vergessene Schatz der Familie Gabrys „Das Mineralienmuseum.“

1969 gründete der Betriebsbergwerksleiter Andreas Gabrys mit seiner Frau das Mineralienmuseum, das zu einer Sammlung von mehr als 10 000 Steinen aus lokalen und internationalen Orten wurde. 2004 wurde es geschlossen und steht seit 9 Jahren zum Verkauf.
Manfred und Renate Gabrys sind die Besitzer und Nachfahren der Gründer. Das Gestein begleitete ihr Leben. Im Gespräch erzählen beide von dem Leben mit dem Gestein und der Suche nach einer Zukunft für die Weiterführung des Museums.

Manfred, Sie sind der Sohn von Andreas Gabrys. Wie haben Sie Ihre Kindheit mit den Mineralien erlebt?

M: An manchen Wochenenden ging ich mit meinem Vater ins Bergwerk und klopfte Steine. Ich kann mich auch noch an dem letzten Tag erinnern als das Bergwerk geschlossen wurde. Die Bergwerksleute verschossen das letzte Sprengstoff und holten noch die letzten Bergkristalle, die sie finden konnten.

Wie kam es zur Gründung des Mineralienmuseums?

M: Mein Vater sammelte schon immer Steine- aber als die Fuerstenzeche still gelegt wurde, hatte er Zeit, seinem Hobby ganz nachzugehen. Er tauschte, sammelte und kaufte von Händlern, Bergwerksleuten und Börsen die Mineralien auf. Sein Wunsch war diese Kostbarkeiten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dies hat er zusammen mit seiner Frau 1969 in die Tat umgesetzt. Mutter hat all die Jahren ihm den Rücken freigehalten und alle Steine, die ins Haus kamen, in der Waschküche gewaschen und gebürstet damit sie in vollem Glanz in die Ausstellung eingegliedert werden konnten.

Wie ging es weiter?

M: In den folgenden Jahren sammelte mein Vater weiter und mit seinem Bekanntheitsgrad kamen nicht nur Geologen, Sammler und Mineralieninteressierte, sondern auch Studenten, die ihre Diplomarbeit schrieben. Meine Eltern lebten für das Museum und hatten jeden Tag offen, selbst Weihnachten. Sie waren nie im Urlaub und hatten auch nie ein Auto.

R: Ihr erspartes Geld gaben sie nur für Steine aus und Geschenke gab es so gut wie keine.

M: Der Vater sammelte bis zu seinem Tod.

R: Bis zu seinem Tod und darüber hinaus kamen noch Kisten mit Mineralien ins Haus und erst dann stellten wir fest, dass der hintere Teil des Mineralienmuseums vom Boden bis zur Decke voll mit Kisten von Mineralien waren.
Wie ging es nach dem Tot ihres Vaters weiter?

R: Die Mutter führte nach dem Tod von 1994 bis 2004 das Museum weiter.

M: Sie ging darin richtig auf und hat die Position meines Vaters, übernommen. Wir stärkten ihr den Rücken, in dem wir sie lobten und sie hatte eine Aufgabe, die sie ausfüllte.

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Was haben Sie getan um einen neuen Käufer zu finden?

R: Als 2004 unsere Mutter altersbedingt und krankheitshalber in das Pflegeheim übersiedelte, schlossen wir das Museum vorübergehend, in der Hoffnung, dass sich jemand- Gemeinde, Markt, Umgebung- dafür interessieren würde. Bis heute besteht leider kein Interesse. Wir schrieben 170 Briefe, an Naturkundemuseen, Universitäten, Kurorte usw.. Viele sagten, es wäre ratsam es dort zu lassen wo die Steine her sind. Einige wollten auch Teilbestaende kaufen, aber das wollten wir nicht.

M: Der BR brachte vor 2 Jahren einen Film über das Mineralienmuseum, in dem wir erwähnten, dass wir es verkaufen möchten. Das war damals für die Sendung “Zwischen Karvendel und Spessart“.

Warum können Sie es nicht zerstückeln?

M: Es ist das Vermächtnis meines Vaters und man kann das nicht so einfach in Einzelteile aufteilen. Das geht nicht. So eine Sammlung aus dem Bayerischen Wald gibt es kein zweites Mal und wenn ich einen Stein herausnehmen würde, wäre sie unvollständig.

Und Sie, würden Sie es nicht gerne weiter machen?

R: Wir sind 70 Jahre und in Rente und es ist Zeit  sein Haus zu bestellen. Jetzt ist die nächste Generation dran.

Sie verlangen ja für das Haus und das Mineralsammlung 200 000 Euro. Wie ist der Betrag zustande gekommen?

R: Es ist ein ganz normaler Vorgang. Ein Haus kostet im Lam ungefähr 125 000 Euro. Das ist auf Verhandlungsbasis und wir gehen auf 100 000 Euro runter. Das Museum hat ungefähr 20 0000 Steine und wenn man überlegt dass ein Stein ungefähr zwischen 2 und 1000 Euro wert ist, plus den große Stein, den der Schwiegervater für 35 000 DM kaufte, kommt man auf den Wert. Aber eigentlich kann man für einen einzelnen Stein keinen genauen Preis festlegen. Es liegt im Auge des Betrachters und des Sammlers was einem der Stein Wert ist. Für uns ist 100 000 Euro angemessen.

Was ist das Besondere an den Steinen?

M: Steine sind unsere Welt und unvergänglich. Jeder Stein hat seine Geschichte, über die Erde, den Ort, die Zeit. Die Bergwerke gibt es so nicht mehr. Die Steine, die mein Vater damals gesammelt hat, gibt es aber noch.

Was ist ihr Lieblingsstein?

M: Ich finde alle schön- jeden auf seine Art.

Wie haben sie die Liebe ihres Mannes zu Steinen erlebt? 

R: Als ich ihn kennenlernte nahm er mich zu einer Mineralienboerse mit und ein Mineraliensammler holte aus seiner Tasche einen Stein, den er mit einem anderen tauschte, wie wir früher Murmeln getauscht haben. Da sagte ich zu meinen Mann „ Wie kleine Buben“. Damals habe ich es noch nicht verstanden- heute, nach 43 Jahren weiß ich wie wichtig die Steine für meinen Mann und für andere Sammler sind.

Was wünschen Sie sich für das Museum?

M: Es wäre schön, wenn die Sammlung erhalten bleibt und nicht in Einzelteile aufgeteilt wird. Vater sagte immer: „Es ist wichtig für heute, aber noch wichtiger für die Nachwelt.“

R: Ich denke man konnte aus dem ganzen Haus ein Museum machen, denn so viele Gerätschaften und Steine sind vorhanden, ein sogenanntes Bergwerk- Mineralien-Heimat- Museum und so eine unvergängliche Rarität der Um- und Nachwelt erhalten, zumal es auch ein Teil Geschichte de bayerischen Bergbaus beinhaltet.

M: Lam war früher eine Bergstadt. Ich wünschte mir, man würde das erkennen.