Millionen-Fest im Fokus der Kamera

2012, Dhaka, Bangladesch

Beitrag über das zweitgrösste muslimische Fest in Bangladesch und über meine Arbeit dort. Publikation: Kötztinger Umschau

Feature about the second biggest muslim festival in Bangladesh and about my work there. Publication: Kötztinger Umschau.

LAM/BANGLADESCH. „Can we go there“ „Na. Amar jai…“ ein Mischmasch aus Bangla und Englisch prasselt auf die junge Fotografin aus Lam ein. Es geht um die Fahrt nach Biswa Jitema, nahe Dhaka, so viel versteht Evi Lemberger noch. Vor drei Jahren haben wir die Fotografin das letzte Mal getroffen – damals im heimischen Lam, gerade zurück aus Moskau.

Jetzt schreibt die junge Frau aus Bangladesh, vom Biswa Jitema, einem islamischem Festival – dem größten islamischen Zusammentreffen nach Hajj in Mecca. Ihr Kollege ist Saikat, beide wollen das Spektakel fotografie- ren. In diesem Land ist es das erste größere Shooting außerhalb Dhakas, für die Fotoagentur, bei der sie seit drei Tagen arbeitet. „Was heißt arbei- ten“, schreibt sie, „ein Praktikum“ – aber auch eine Chance.

Aufgabe: Probleme dokumentieren

Die Fotoagentur Dirk liegt in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesh. Es ist die erste Fotoagentur in Südasien, die sich um schwerwiegende Probleme kümmert, und die Fotografen anstellt, die versuchen, diese künstlerisch und zu dokumentieren.

„Und jetzt, einige Monate später, bin ich in Dhaka, als Intern, oder Praktikant – für zwei Monate – im Fotodepartment, mit vier weiteren Fotografen“, schreibt Lemberger. Ad- nam, Sumon and Saikat, Moni, dem Teamleader Habibay und Shahidul Alam und seiner Assistentin Sadia. Anweisung gibt es nicht, die Struktur bleibt der Fotografin überlassen. Da- zwischen Fragen nach dem Befinden oder Unterstützungsmöglichkeiten – und nach Meinungen und Ideen. Sie erzählt von Erfahrungen mit europäi- schen Magazinen, der westlichen Le- sekultur. Erfahrung und Wissen wer- den ausgetauscht.

„Das Telefon klingt sowieso stän- dig, aber es nervt gerade“. Moni berei- tet das Studio vor. Ein Shooting, Lich- ter werden aufgebaut. Viel Platz ist es nicht. Ganz hinten ein langes Regal mit Büchern, CD- Ständern. Harddri- ves und kleine Utensilien.

Nur Doku geht nicht immer

Drik hat neben seinem Dokumentar- bereich noch ein Studio für kommer- zielle Fotografie. Portrait und Wer- bung, Klientel: Dhaka und Bangla- desh. Saikat ist einer der Fotografen, der neben den Bereichen „Dokumen- tar“ und „News“ auch kommerziell arbeitet. „Ich muss das machen. Das bringt das Geld ein, nicht der Journa- lismus“, sagt er. Natürlich würde er am liebsten nur Dokumentarfotogra- fie machen, „aber alleine funktioniert das nicht.“ Das Herzstück der Agentur Dirk ist Dokumentar- und Fotojour- nalismus, und der Idealismus, der da- hintersteckt – gegründet von Shahidul Alam, einem in Bangladesh sehr bekannten Fotografen. Fotogra- fen zusammenbringen und Verbin- dungen mit anderen Organisationen herstellen, um soziale Veränderung herzustellen, und profitabel zu arbei- ten, das war die Idee.

In Dhaka scheint es, als sei jeder zweite Fotograf oder Journalist. Das Ansehen der Berufe ist hoch. Ein gu- tes Zeichen, meint Evi Lemberger, in einem Land, dem Korruption im Me- dienbereich und eingeschränkte Berichterstattung nachgesagt wird. „Ich denke das ganz und gar nicht. Ich ha- be nicht erlebt, dass ich bei der Publi- kation eingeschränkt wurde“, sagt Adnan Wahid, Fotograf bei Drik. „Es gibt so viele. Und das in einem klei- nen Land.“

Saikat dreht sich um. „Let’s go!“ „Ich schau ihn verwundert an“, schreibt die Fotografin aus Lam: „Yes!“ Sein Gesicht hat einen ernsten Aus- druck. Seine Augenbrauen zur Mitte gezogen. „Ich hab’ doch noch keine Kamera? Und bist du sicher, ich kann als Frau mit?“ „We will see. Let’s go.“ Er weiß, was er tut, dann ist ja alles ok.

14 January 2012, TONGI, Gazipur, Bangladesh. nightscape of the food area of the Biswa Ijtema festival area. Millions of Msulms stayin over night at the camp sights of the festival. In these areas just men are allowed to be. Photograph by Evi Lemberger/Drik

 

 

Fotos: Evi Lemberger

Text: Evi Lemberger / Stefan Weber

Publikation: Kötztunger Umschau

Evi Lemberger