Zeitgenössisches Dokumentar-Fotoprojekt über die erste Generation nach der Perestroika. Publikation: Foto8, Zeitonline
Contemporary documentary photography project about the first generation after the Perestroika. Publication: Foto8, ZeitOnline
„Gegen diesen Einwurf sagte mein Vater, der Mensch sei nicht zuerst der menschlichen Gesellschaft wegen da, sondern seiner selbst willen. Und wenn jeder seiner selbst willen auf die beste Art da sei, so sei er es auch für die menschliche Gesellschaft. Wen Gott zum besten Maler auf dieser Welt geschaffen hätte, der würde der Menschheit einen schlechten Dienst tun, wenn er etwa ein Gerichtsmann werden wollte: wenn er der grösste Maler wird, so tut er auch der Welt den grössten Dienst, wozu ihn Gott erschaffen hat. Dies zeige sich immer durch einen inneren Drang an, der einen zu einem Dinge führt, und dem man folgen soll. Wie könnte man denn sonst auch wissen, wozu man auf der Erde bestimmt ist.“ (Der Nachsomer by Adalbert Stifter)
„My father said against this suggestion, the human isn’t because of the society in the first place here, but because of itself. And if everybody behaves in the best way for himself, he will as well for the society. If God creates somebody in order to become a painter, he would serve the human beings in a bad way, if he becomes at the end a lawyer. If he becomes a painter, in the original interest of God, he would do the world and the god the biggest service. This shows itself through the inner desire, which leads to another thing, which you have to follow. How would you know otherwise what you would like to do in life“ (Indian Summer by Adalbert Stifter)
Moskauer Jugend 2008 – Sie sind „optimistisch, flexibel und selbstbewusst“, wie Statistikers sie beschreiben. Sie wuchsen in der Zeit der Perestroika auf, mussten mit den wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten der 90er Jahre kämpfen und wurden mit den westlichen materiellen und immateriellen Werten überflutet. Diese Generation, welche zu jung ist um sich an ihrer Vergangenheit erinnern zu können und doch zu alt um sie nicht zu wissen, bildet die Gegenwart, die Zukunft Moskaus.
Diese Generation ist höchst unpolitisch. Zwar glauben sie an Putin und die Kirche, doch alles andere erscheint ihnen irrelavant. Wichtiger dagegen sind Kleidung, Kunst, Freizeit, Sprachen, Musik und Sport. Sie lieben es ins Ausland zu gehen, auszugehen und ihre eigenen persönliche Lebensweg zu finden.
Eine Generation wie viele andere Generationen, für Moskau die erste Generation. Eine Generation, die sich so sehr von ihrer Vorangegangenen unterscheidet. Eine Generation, die eine Reaktion auf alte Ideen aus dem Bereich Kommunismus, Politik und Allgemeinwohl darstellt. Eine Generation, so scheint es, die gegen eine alte Welt ankämpft, leise und stetig.
Innerhalb meiner Arbeit „Der Nachsommer“ habe ich mich mit dieser Generation auseinandergesetzt. Während meines Herumreisen in Moskau habe ich jungen Leute getroffen und über ihre Zukunft, Träume und Ziele gesprochen. Darüber hinaus habe ich auch Orte besucht, die mit ihnen entstanden und aufgewachsen sind, Orte die ein Teil ihrer Jugend sind.
Resultat ist ein Projekt, das nicht nur Aufschluss gibt über die erste Generation nach der Perestroika, sondern auch über ihre Ziele, Wünsche und Lebensweise. Mit Hilfe des visuellem Mediums stellen die Bilder nicht nur eine Dokumentation über diesen Ort mit ihren Menschen dar, sondern versuchen deren Lebens- und Denkweise nicht nur nah zu kommen, sondern diese auch zu kommunizieren.
Der Titel unterstreicht hierbei meine Interpretation von dieser Generation. „Der Nachsommer“ ist ein Buch von Adalbert Stifter aus der Biedermeierzeit, einer Zeit, deren Zeitgeist sich dem der Moskauer 2008 ähnelt.
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„Der Nachsommer – Indian Summer“ is a project about the youth of Moscow and the phenomenon of the reborn of the Biedermaier time.
Moscow’s youth 2008 – they are „optimistic, flexible and self confident“, as statisticians describe them. They grew up in the time of Perestroika, came along with the economical and political uncertainties of the 90s and were surrounded by more and more western products. This generation, which is far too young to understand their past and far too old to not know it, is highly apolitical. They believe in Putin and the Church but not in the government. The most of them desire fashion, culture, art and music. They love foreign countries, going out and are very ambitious in terms of their profession.
This generation, so different from its past generations. A generation, which seems like a reaction against the traditional ideas of communism, politics and public interest. A generation, which seems to revolt against old ideas, against an old world.
This phenomenon happens quite often. Political and economic interests overloaded time leads, instead of a more active discussion in the public, to almost a desired interest in ignoring it by focussing on other subjects in a completely apolitical way. This happens not just now but every time, everywhere.
Within my project, I documented this generation and this feeling. I travelled around Moscow, met young people and talked with them about their future, their aims, and their life. I also went to places, which were evolving at same time, were growing up with them and are now part of their life, of their future.
Within that I also explored this places and people in order to find traces for their life style. Result is not just a documentation about the new generation of Moscow, but also an, my explanation for their life. Using the visual medium as a tool the pictures are not just documenting this place but also expressing my own ideas and opinions about the young life in Moscow.
The title underlines my interpretation of this generation by referring to a book from the Biedermeier time, a time which happens 200 years ago in Germany, a time which is similar to the time now in Moscow 2008.
Der Nachsommer- Indian summer
2008/2009, Moskau, Russland
Zeitgenössisches Dokumentar-Fotoprojekt über die erste Generation nach der Perestroika. Publikation: Foto8, Zeitonline
Contemporary documentary photography project about the first generation after the Perestroika. Publication: Foto8, ZeitOnline
„Gegen diesen Einwurf sagte mein Vater, der Mensch sei nicht zuerst der menschlichen Gesellschaft wegen da, sondern seiner selbst willen. Und wenn jeder seiner selbst willen auf die beste Art da sei, so sei er es auch für die menschliche Gesellschaft. Wen Gott zum besten Maler auf dieser Welt geschaffen hätte, der würde der Menschheit einen schlechten Dienst tun, wenn er etwa ein Gerichtsmann werden wollte: wenn er der grösste Maler wird, so tut er auch der Welt den grössten Dienst, wozu ihn Gott erschaffen hat. Dies zeige sich immer durch einen inneren Drang an, der einen zu einem Dinge führt, und dem man folgen soll. Wie könnte man denn sonst auch wissen, wozu man auf der Erde bestimmt ist.“ (Der Nachsomer by Adalbert Stifter)
„My father said against this suggestion, the human isn’t because of the society in the first place here, but because of itself. And if everybody behaves in the best way for himself, he will as well for the society. If God creates somebody in order to become a painter, he would serve the human beings in a bad way, if he becomes at the end a lawyer. If he becomes a painter, in the original interest of God, he would do the world and the god the biggest service. This shows itself through the inner desire, which leads to another thing, which you have to follow. How would you know otherwise what you would like to do in life“ (Indian Summer by Adalbert Stifter)
Moskauer Jugend 2008 – Sie sind „optimistisch, flexibel und selbstbewusst“, wie Statistikers sie beschreiben. Sie wuchsen in der Zeit der Perestroika auf, mussten mit den wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten der 90er Jahre kämpfen und wurden mit den westlichen materiellen und immateriellen Werten überflutet. Diese Generation, welche zu jung ist um sich an ihrer Vergangenheit erinnern zu können und doch zu alt um sie nicht zu wissen, bildet die Gegenwart, die Zukunft Moskaus.
Diese Generation ist höchst unpolitisch. Zwar glauben sie an Putin und die Kirche, doch alles andere erscheint ihnen irrelavant. Wichtiger dagegen sind Kleidung, Kunst, Freizeit, Sprachen, Musik und Sport. Sie lieben es ins Ausland zu gehen, auszugehen und ihre eigenen persönliche Lebensweg zu finden.
Eine Generation wie viele andere Generationen, für Moskau die erste Generation. Eine Generation, die sich so sehr von ihrer Vorangegangenen unterscheidet. Eine Generation, die eine Reaktion auf alte Ideen aus dem Bereich Kommunismus, Politik und Allgemeinwohl darstellt. Eine Generation, so scheint es, die gegen eine alte Welt ankämpft, leise und stetig.
Innerhalb meiner Arbeit „Der Nachsommer“ habe ich mich mit dieser Generation auseinandergesetzt. Während meines Herumreisen in Moskau habe ich jungen Leute getroffen und über ihre Zukunft, Träume und Ziele gesprochen. Darüber hinaus habe ich auch Orte besucht, die mit ihnen entstanden und aufgewachsen sind, Orte die ein Teil ihrer Jugend sind.
Resultat ist ein Projekt, das nicht nur Aufschluss gibt über die erste Generation nach der Perestroika, sondern auch über ihre Ziele, Wünsche und Lebensweise. Mit Hilfe des visuellem Mediums stellen die Bilder nicht nur eine Dokumentation über diesen Ort mit ihren Menschen dar, sondern versuchen deren Lebens- und Denkweise nicht nur nah zu kommen, sondern diese auch zu kommunizieren.
Der Titel unterstreicht hierbei meine Interpretation von dieser Generation. „Der Nachsommer“ ist ein Buch von Adalbert Stifter aus der Biedermeierzeit, einer Zeit, deren Zeitgeist sich dem der Moskauer 2008 ähnelt.
„Der Nachsommer – Indian Summer“ is a project about the youth of Moscow and the phenomenon of the reborn of the Biedermaier time.
Moscow’s youth 2008 – they are „optimistic, flexible and self confident“, as statisticians describe them. They grew up in the time of Perestroika, came along with the economical and political uncertainties of the 90s and were surrounded by more and more western products. This generation, which is far too young to understand their past and far too old to not know it, is highly apolitical. They believe in Putin and the Church but not in the government. The most of them desire fashion, culture, art and music. They love foreign countries, going out and are very ambitious in terms of their profession.
This generation, so different from its past generations. A generation, which seems like a reaction against the traditional ideas of communism, politics and public interest. A generation, which seems to revolt against old ideas, against an old world.
This phenomenon happens quite often. Political and economic interests overloaded time leads, instead of a more active discussion in the public, to almost a desired interest in ignoring it by focussing on other subjects in a completely apolitical way. This happens not just now but every time, everywhere.
Within my project, I documented this generation and this feeling. I travelled around Moscow, met young people and talked with them about their future, their aims, and their life. I also went to places, which were evolving at same time, were growing up with them and are now part of their life, of their future.
Within that I also explored this places and people in order to find traces for their life style. Result is not just a documentation about the new generation of Moscow, but also an, my explanation for their life. Using the visual medium as a tool the pictures are not just documenting this place but also expressing my own ideas and opinions about the young life in Moscow.
The title underlines my interpretation of this generation by referring to a book from the Biedermeier time, a time which happens 200 years ago in Germany, a time which is similar to the time now in Moscow 2008.
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