Ein Fotografieprojekt über die Recyclingindustrie in Dhaka, Bangladesch. Gemeinschaftsarbeit mit Annan Wahid.
A photographic assignment about the recycling industry in Dhaka, Bangladesch. Colleration with Annan Wahid.
“Do you remember what we were discussing, while walking along the riverside? All the time, the photographers and other media people show the pollution caused by this kind of recycling on the bank of the river. But, there are very few news or reports on the industries that use these recycled things as raw materials.” Adnan Wahid, Fotograf in einer E-mail vom 08.11.2013
Das Gebiet um den Fluss Buriganga, bekannt für seine starke Verschmutzung, ist Zentrum einer umfangreichen und unbekannten Industrie in Dhaka: Recycling. Die dort angesiedelten Unternehmen verwerten alles was wiederzuverwenden ist: Papier, Glas, Säcke, Plastik und vor allem Plastik. Entstanden aus dem Übermaß an Abfall und somit Vorhandensein von Ressourcen, stellt diese Idee nicht nur ein komplexes System aus verschiedenen Bereichen dar, sondern auch eine eigene Industrie, die vielen Menschen eine neue Arbeitsstelle ermöglicht. Eine Hommage an diese Menschen, deren Innovationsgeist, Kreativität und Eigenverantwortung. Ein Porträt aber auch über gute Beispiele, Vorbilder oder die hohe Kunst des Recyclings.
In Kollaboration mit dem Bangaldeschi Fotografen Adnan Whaid entstand dieses Projekt in Foto, Film und Text.
Ismail
Mein Name ist Ismail. Ich komme aus Bikrampur, einem Dorf nahe Dhaka. Ich arbeite hier seit vier Jahren. Ich helfe meinem Vater, weil er ein alter Mann ist. Er besitzt dieses Geschäft seit 30 Jahren.
Die Rag Pickers sammeln Material von der Straße und verkaufen es an uns. Wir zahlen in Kiloeinheiten: Für Pappe zahlen wir 10 Taka und für andere Papiere 5 Taka pro Kilo. Auch gibt es zwei Arten von Kunststoffflaschen: Die roten Flaschen kosten 35 Taka pro Kilo und grüne oder weiße Flaschen sind uns 50 Taka pro Kilo wert.
Wir trennen und säubern das Material und verkaufen dieses an Kunststoff- oder andere Fabriken. Die Fabriken schneiden die Kunststoffe in kleine Stücke und andere Fabriken produzieren Dinge wie Flaschen aus diesem Kunststoff.
Insgesamt sind wir in der Familie zwei Brüder und vier Schwestern, drei von ihnen sind jetzt verheiratet. Mein Vater hat mich gebeten, diese Arbeit für jetzt zu machen. Später wird er mich nach Singapur schicken, für eine drei Monate dauernde Ausbildung zum Elektriker.
Mohammad Sikandar
Ich bin Mohammad Sikandar. Ich mache diesen Job seit sechs Jahren. Mein Heimatdorf ist Bikrampur. Wir kaufen alles was mit Stahl und Eisen zu tun hat von den Rag Pickern für 25 Taka pro Kilo, sortieren und säubern es und verkaufen dieses zum Schmelzen an Fabriken für 30 Taka pro Kilo. Wir kaufen auch PVC für 30 Taka pro Kilo und verkaufen diese für 32 Taka pro Kilo.
Die Fabriken schneiden die PVC dann in kleine Stücke und machen daraus kleine Körner. Andere Fabriken verwenden diese Körner und verarbeiten sie zu Dingen wie Kunststoffschuhe. Einige Fabriken kaufen Zink, schmelzen es ein und produzieren Platten für Fabriken, die nachgemachten Schmuck usw. herstellen.
Ich arbeite von 8.00 Uhr morgens bis 07.00 Uhr abends und bekomme 6000 Taka für meine Arbeit pro Monat. Ich bin verheiratet und habe einen zwei Jahre alten Sohn. Mein Plan ist, ein eigenes Geschäft wie dieses zu starten, da ich Weiß wie man Geschäfte wie diese führt.
Rubel
Mein Name ist Rubel. Ich bin aus Bikrampur. Ich arbeite hier seit eineinhalb Jahren, 7 Tage pro Woche, von 8.00 bis 08.00 Uhr abends. Ich bekomme mein Gehalt auf wöchentlicher Basis – 1500 Taka.
Wir kaufen Kunststoffflaschen. Erst sortieren wir die verschiedenen Arten von Kunststoff-Flaschen, dann schneiden wir sie mit einer Maschine in kleine Stücke, waschen sie mit Wasser und trocknen Sie schließlich hier in der Sonne.
Diese Kunststoffe werden verwendet, um Gallonen oder Kraftstoffkanister, Medizinflaschen und viele andere Dinge zu machen.
Ich bin nicht verheiratet. Ich habe noch zwei Brüder, zwei Schwestern, Vater und Mutter in meiner Familie. Mein Vater hat keine Arbeit. Meine Mutter ist eine Hausfrau. Meine Brüder machen die gleiche Arbeit wie ich.
Jeder Mensch hat einen Traum. Momentan arbeite ich hier, aber ich plane ein eigenes Geschäft zu haben. Dafür brauche ich 200 000 bis 300 000 Taka. Ich spare etwas Geld und später werde ich mir mehr Geld von meinem Vater leihen, um mein eigenes Geschäft gründen zu können.
Mohammad Jahangir
Mein Name ist Mohammad Jahangir. Ich arbeite hier seit 8 oder 9 Jahren. Das Geschäft gehört mir nicht. Mein Heimatdorf ist Faridpur, gelegen in Zentralbangladesch.
Wir kaufen diese Kunststoffe. Der Preis ist in der Regel 60- 65 Taka pro Kilo. Wir brechen dieses Teile in Stücke, dann waschen und trocknen wir sie bevor wir sie wieder verkaufen. Der Verkaufspreis beträgt 60-65 Taka pro Kilo. Der durchschnittliche Gewinn aus einem Kilo Kunststoff ist 10-15 Taka und manchmal machen wir sogar 20 Taka Gewinn pro Kilo. Sofern ich weiß werden Kunststoffgläser, Krüge, Eimer, Spielzeug usw. aus diesem Kunststoff gemacht.
Ich träumte schon immer von einem eigenen Unternehmen. Ich habe kein Geld, um ein Unternehmen zu gründen, aber ich spare dafür. Ich kenne diese Arbeit, deswegen möchte ich ein Geschäft wie dieses.
Ich bin verheiratet und habe eine Tochter. Meine Familie lebt in Faridpur. Wenn ich einen Sohn hätte, würde ihn so erziehen, dass er etwas Besseres als dies machen kann.
Ich habe nicht die Absicht und Hoffnung ins Ausland zu gehen um dort zu arbeiten. Ich will hier bleiben.
Khan Mohammad Mamun
Mein Name ist Khan Mohammad Mamun. Ich arbeite hier seit 8 bis 10 Jahren. Mein Vater ist Eigentümer dieses Geschäft. Er erbte dieses Geschäft von meinem Großvater, aber ich weiß nicht, ob mein Großvater genau das Gleiche machte wie mein Vater.
Wir kaufen große Säcke und machen daraus zwei kleine Säcke. Die großen Säcke dienten ursprünglich dazu Reis, Weizen und andere Arten von Körnern aufzubewahren. Nach zweimaliger Verwendung werfen die Menschen die Säcke weg und wir kaufen sie. Diese kleinen Säcke werden verwendet, um Werkzeugutensilien wie Mutter, Schrauben, Nägel etc. aufzubewahren. Diese Säckchen kann man nur einmal verwenden, da sie nach dem Benutzen unbrauchbar sind. Ich weiß auch nicht, was die Leute mit den Säcken tun, nachdem sie nicht mehr zu benutzten sind.
Jeder hat eine Idee was er im Leben erreichen möchte. Ich versuchte in Saudi-Arabien zu arbeiten, aber ich hatte Probleme mit dem Visum und konnte nicht gehen. Seit diesem Zeitpunkt arbeite ich hier.
Ich bin verheiratet und habe eine Tochter. Hätte ich einen Sohn, würde ich nicht wollen, dass er die gleiche Arbeit wie ich macht. Die Unfähigkeit meines Vaters war auch daran schuld, dass ich keine Ausbildung habe und somit die Möglichkeit hätte etwas Besseres als das zu machen.
Mein Vater gibt mir 8000 Taka pro Monat für die Arbeit. Wie viel Gewinn er aus diesem Geschäft macht weiss ich nicht.
Anjuman Ara
Mein Name ist Anjuman Ara. Mein Heimatdorf ist in Faridpur. Ich arbeite hier seit 2 Monaten, 6 Tage die Woche ab 08.00 Uhr morgens für 12 Stunden pro Tag. Ich verdiene 1300 Taka pro Woche. Der Samstag ist mein freier Tag.
Ich weiß nicht, was sich aus diesem Kunststoff herstellen lässt. Ich steckte sie nur in die Säcke.
Mein Ehemann und ich haben zwei Söhne. Einer meiner Söhne ist in Klasse 9 in der berühmten Schule ‚Ashraf Ali School’.
Ich fing mit dieser Arbeit an, weil mein Mann krank ist und er braucht nach einer Woche Arbeit Ruhe für drei Wochen. Er arbeitet als Lader und er hat kein festes Einkommen. Manchmal bekommt er 80-100, manchmal sogar 200 Taka pro Tag.
Ich möchte, dass mein Sohn ein Arzt wird.
Masuda Khatun
Ich bin Masuda Khatun. Ich komme aus Barisal und mache diese Arbeit seit mehr als 20 Jahren.
Wenn Mohajon, der Ladenbesitzer, die Plastikfolien kauft, sortieren und reinigen wir sie. Dann stecken wir sie in große Säcke und senden sie an Fabriken, die sie in kleinere Stücke schneiden. Eimer, Krüge, Werkzeuge usw. sind aus dieser Plastikfolie gemacht.
Ich habe einen Sohn und eine Tochter in der Familie. Mein Sohn ist in Klasse 5 und die Tochter ist verheiratet. Mein Mann ist ein Schiffer.
Ich arbeite hier die ganze Woche, seit Monaten und das ganze Jahr. Ich bekomme 900 Taka pro Woche Arbeit. Einige bekommen 800 Taka. Das ist sehr wenig und weniger dürften sie mir nicht geben! Ich arbeite hier 12 Stunden pro Tag und die Arbeit beginnt um 8 Uhr morgens.
Ich tue das für meinen Sohn, um seine Ausbildung zu finanzieren, so dass er eine gute Arbeit in Zukunft erhalten kann. Dann können wir besser leben und ich muss nicht mehr so hart arbeiten.
Rina
Mein Name ist Rina. Mein Zuhause ist der Bezirk Barisal und ich lebe in Dhaka seit meiner Kindheit. Ich bin verheiratet und habe zwei Töchter. Der Jüngere geht zur Schule.
Meine Arbeit besteht daraus verschiedene Arten von Kunststoff / Polyethylen zu sortieren. Ich arbeite hier die ganze Woche von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends und bekomme 900 Taka in der Woche. Ich mache diese Arbeit seit 10 oder 12 Jahren, seitdem ich verheiratet bin. Meine Familie muss von dem Geld leben, da ich die Einzige bin die verdient. Es ist schwer, aber wir müssen es irgendwie schaffen. Mein Mann war ein Manager in einer Rikscha Werkstatt. Er verließ mich und meine zwei Töchtern und ging irgendwo hin. Wo weiss ich nicht. Ich bekam eine Nachricht von ihm und jetzt will er wiederkommen, aber ich erlaubte es ihm nicht.
Ich bin bereit jede Arbeit zu machen, die mir mehr Geld einbringt, um Essen für meine Töchter und mich zu kaufen.
Monowara Begum
Mein Name ist Monowara Begum. Ich bin aus Madaripur, einer Region in Zentralbangladesch und arbeite in diesem Geschäft seit 5 Jahren. Bevor ich hier herkam, machte die gleiche Arbeit an einem anderen Ort.
Ich habe zwei Söhne und zwei Töchter. Die Töchter sind ungefähr 16 oder 17 und 14 oder 15 Jahre alt; die Söhne sind 10 oder 11 und 8 Jahre alt.
Meine älteste Tochter besuchte bis zur 5. Klasse die Schule. Einer meiner Söhne war in Madrasa (Anm. d. Red.: eine Schule spezialisiert auf islamische Wissenschaften), aber er beendete sein Studium nicht. Meine jüngere Tochter ging bis zur 4. Klasse in die Schule und mein jüngerer Sohn ist jetzt in Madrasa. Mein Mann starb vor 8 Jahren an einem Schiffsunglück.
Ich bekomme 3000 Taka pro Monat. Ich komme um 7 Uhr morgens hierher, und gehe um 6 oder 7 abends nach Hause. Wir müssen hier 7 Tage in der Woche arbeiten.
Meine jüngere Tochter ist verheiratet. Die älteste Tochter darf nicht heiraten, bevor nicht ihre Brüder arbeiten und somit selbst ihr Geld verdienen können. Sie ist eine RMG (Ready made garnments) Konfektionsarbeiterin.
Ich brauche Geld, um ein Geschäft zu gründen, aber ich kann kein Geld sparen, denn meine Familie lebt von meinem Verdienst und dem meiner Tochter.
Text/Fotos: Evi Lemberger/ Adnan Wahid
Publikation: Erschien in SüdOstAsien Magazin 2/2014
Adnan Wahid, Fotograf für Drik, wohnhaft in Bangladesch. Der gelernte Jurist sattelte vor ein paar Jahren zum Fotograf um und wurde ein armer Student an der berühmten Schule Pathsala, arbeitet momentan bei Drik und ist sich immer noch nicht sicher, ob er nicht der bessere Mechaniker für Motorräder ist, da er nichts mehr liebt als so schnell wie er kann mit seinem Motorrad durch Dhaka zu fahren.
the recyclers
Februar 2012, Dhaka, Bangladesch
Ein Fotografieprojekt über die Recyclingindustrie in Dhaka, Bangladesch. Gemeinschaftsarbeit mit Annan Wahid.
A photographic assignment about the recycling industry in Dhaka, Bangladesch. Colleration with Annan Wahid.
“Do you remember what we were discussing, while walking along the riverside? All the time, the photographers and other media people show the pollution caused by this kind of recycling on the bank of the river. But, there are very few news or reports on the industries that use these recycled things as raw materials.” Adnan Wahid, Fotograf in einer E-mail vom 08.11.2013
Das Gebiet um den Fluss Buriganga, bekannt für seine starke Verschmutzung, ist Zentrum einer umfangreichen und unbekannten Industrie in Dhaka: Recycling. Die dort angesiedelten Unternehmen verwerten alles was wiederzuverwenden ist: Papier, Glas, Säcke, Plastik und vor allem Plastik. Entstanden aus dem Übermaß an Abfall und somit Vorhandensein von Ressourcen, stellt diese Idee nicht nur ein komplexes System aus verschiedenen Bereichen dar, sondern auch eine eigene Industrie, die vielen Menschen eine neue Arbeitsstelle ermöglicht. Eine Hommage an diese Menschen, deren Innovationsgeist, Kreativität und Eigenverantwortung. Ein Porträt aber auch über gute Beispiele, Vorbilder oder die hohe Kunst des Recyclings.
In Kollaboration mit dem Bangaldeschi Fotografen Adnan Whaid entstand dieses Projekt in Foto, Film und Text.
Ismail
Mein Name ist Ismail. Ich komme aus Bikrampur, einem Dorf nahe Dhaka. Ich arbeite hier seit vier Jahren. Ich helfe meinem Vater, weil er ein alter Mann ist. Er besitzt dieses Geschäft seit 30 Jahren.
Die Rag Pickers sammeln Material von der Straße und verkaufen es an uns. Wir zahlen in Kiloeinheiten: Für Pappe zahlen wir 10 Taka und für andere Papiere 5 Taka pro Kilo. Auch gibt es zwei Arten von Kunststoffflaschen: Die roten Flaschen kosten 35 Taka pro Kilo und grüne oder weiße Flaschen sind uns 50 Taka pro Kilo wert.
Wir trennen und säubern das Material und verkaufen dieses an Kunststoff- oder andere Fabriken. Die Fabriken schneiden die Kunststoffe in kleine Stücke und andere Fabriken produzieren Dinge wie Flaschen aus diesem Kunststoff.
Insgesamt sind wir in der Familie zwei Brüder und vier Schwestern, drei von ihnen sind jetzt verheiratet. Mein Vater hat mich gebeten, diese Arbeit für jetzt zu machen. Später wird er mich nach Singapur schicken, für eine drei Monate dauernde Ausbildung zum Elektriker.
Mohammad Sikandar
Ich bin Mohammad Sikandar. Ich mache diesen Job seit sechs Jahren. Mein Heimatdorf ist Bikrampur. Wir kaufen alles was mit Stahl und Eisen zu tun hat von den Rag Pickern für 25 Taka pro Kilo, sortieren und säubern es und verkaufen dieses zum Schmelzen an Fabriken für 30 Taka pro Kilo. Wir kaufen auch PVC für 30 Taka pro Kilo und verkaufen diese für 32 Taka pro Kilo.
Die Fabriken schneiden die PVC dann in kleine Stücke und machen daraus kleine Körner. Andere Fabriken verwenden diese Körner und verarbeiten sie zu Dingen wie Kunststoffschuhe. Einige Fabriken kaufen Zink, schmelzen es ein und produzieren Platten für Fabriken, die nachgemachten Schmuck usw. herstellen.
Ich arbeite von 8.00 Uhr morgens bis 07.00 Uhr abends und bekomme 6000 Taka für meine Arbeit pro Monat. Ich bin verheiratet und habe einen zwei Jahre alten Sohn. Mein Plan ist, ein eigenes Geschäft wie dieses zu starten, da ich Weiß wie man Geschäfte wie diese führt.
Rubel
Mein Name ist Rubel. Ich bin aus Bikrampur. Ich arbeite hier seit eineinhalb Jahren, 7 Tage pro Woche, von 8.00 bis 08.00 Uhr abends. Ich bekomme mein Gehalt auf wöchentlicher Basis – 1500 Taka.
Wir kaufen Kunststoffflaschen. Erst sortieren wir die verschiedenen Arten von Kunststoff-Flaschen, dann schneiden wir sie mit einer Maschine in kleine Stücke, waschen sie mit Wasser und trocknen Sie schließlich hier in der Sonne.
Diese Kunststoffe werden verwendet, um Gallonen oder Kraftstoffkanister, Medizinflaschen und viele andere Dinge zu machen.
Ich bin nicht verheiratet. Ich habe noch zwei Brüder, zwei Schwestern, Vater und Mutter in meiner Familie. Mein Vater hat keine Arbeit. Meine Mutter ist eine Hausfrau. Meine Brüder machen die gleiche Arbeit wie ich.
Jeder Mensch hat einen Traum. Momentan arbeite ich hier, aber ich plane ein eigenes Geschäft zu haben. Dafür brauche ich 200 000 bis 300 000 Taka. Ich spare etwas Geld und später werde ich mir mehr Geld von meinem Vater leihen, um mein eigenes Geschäft gründen zu können.
Mohammad Jahangir
Mein Name ist Mohammad Jahangir. Ich arbeite hier seit 8 oder 9 Jahren. Das Geschäft gehört mir nicht. Mein Heimatdorf ist Faridpur, gelegen in Zentralbangladesch.
Wir kaufen diese Kunststoffe. Der Preis ist in der Regel 60- 65 Taka pro Kilo. Wir brechen dieses Teile in Stücke, dann waschen und trocknen wir sie bevor wir sie wieder verkaufen. Der Verkaufspreis beträgt 60-65 Taka pro Kilo. Der durchschnittliche Gewinn aus einem Kilo Kunststoff ist 10-15 Taka und manchmal machen wir sogar 20 Taka Gewinn pro Kilo. Sofern ich weiß werden Kunststoffgläser, Krüge, Eimer, Spielzeug usw. aus diesem Kunststoff gemacht.
Ich träumte schon immer von einem eigenen Unternehmen. Ich habe kein Geld, um ein Unternehmen zu gründen, aber ich spare dafür. Ich kenne diese Arbeit, deswegen möchte ich ein Geschäft wie dieses.
Ich bin verheiratet und habe eine Tochter. Meine Familie lebt in Faridpur. Wenn ich einen Sohn hätte, würde ihn so erziehen, dass er etwas Besseres als dies machen kann.
Ich habe nicht die Absicht und Hoffnung ins Ausland zu gehen um dort zu arbeiten. Ich will hier bleiben.
Khan Mohammad Mamun
Mein Name ist Khan Mohammad Mamun. Ich arbeite hier seit 8 bis 10 Jahren. Mein Vater ist Eigentümer dieses Geschäft. Er erbte dieses Geschäft von meinem Großvater, aber ich weiß nicht, ob mein Großvater genau das Gleiche machte wie mein Vater.
Wir kaufen große Säcke und machen daraus zwei kleine Säcke. Die großen Säcke dienten ursprünglich dazu Reis, Weizen und andere Arten von Körnern aufzubewahren. Nach zweimaliger Verwendung werfen die Menschen die Säcke weg und wir kaufen sie. Diese kleinen Säcke werden verwendet, um Werkzeugutensilien wie Mutter, Schrauben, Nägel etc. aufzubewahren. Diese Säckchen kann man nur einmal verwenden, da sie nach dem Benutzen unbrauchbar sind. Ich weiß auch nicht, was die Leute mit den Säcken tun, nachdem sie nicht mehr zu benutzten sind.
Jeder hat eine Idee was er im Leben erreichen möchte. Ich versuchte in Saudi-Arabien zu arbeiten, aber ich hatte Probleme mit dem Visum und konnte nicht gehen. Seit diesem Zeitpunkt arbeite ich hier.
Ich bin verheiratet und habe eine Tochter. Hätte ich einen Sohn, würde ich nicht wollen, dass er die gleiche Arbeit wie ich macht. Die Unfähigkeit meines Vaters war auch daran schuld, dass ich keine Ausbildung habe und somit die Möglichkeit hätte etwas Besseres als das zu machen.
Mein Vater gibt mir 8000 Taka pro Monat für die Arbeit. Wie viel Gewinn er aus diesem Geschäft macht weiss ich nicht.
Anjuman Ara
Mein Name ist Anjuman Ara. Mein Heimatdorf ist in Faridpur. Ich arbeite hier seit 2 Monaten, 6 Tage die Woche ab 08.00 Uhr morgens für 12 Stunden pro Tag. Ich verdiene 1300 Taka pro Woche. Der Samstag ist mein freier Tag.
Ich weiß nicht, was sich aus diesem Kunststoff herstellen lässt. Ich steckte sie nur in die Säcke.
Mein Ehemann und ich haben zwei Söhne. Einer meiner Söhne ist in Klasse 9 in der berühmten Schule ‚Ashraf Ali School’.
Ich fing mit dieser Arbeit an, weil mein Mann krank ist und er braucht nach einer Woche Arbeit Ruhe für drei Wochen. Er arbeitet als Lader und er hat kein festes Einkommen. Manchmal bekommt er 80-100, manchmal sogar 200 Taka pro Tag.
Ich möchte, dass mein Sohn ein Arzt wird.
Masuda Khatun
Ich bin Masuda Khatun. Ich komme aus Barisal und mache diese Arbeit seit mehr als 20 Jahren.
Wenn Mohajon, der Ladenbesitzer, die Plastikfolien kauft, sortieren und reinigen wir sie. Dann stecken wir sie in große Säcke und senden sie an Fabriken, die sie in kleinere Stücke schneiden. Eimer, Krüge, Werkzeuge usw. sind aus dieser Plastikfolie gemacht.
Ich habe einen Sohn und eine Tochter in der Familie. Mein Sohn ist in Klasse 5 und die Tochter ist verheiratet. Mein Mann ist ein Schiffer.
Ich arbeite hier die ganze Woche, seit Monaten und das ganze Jahr. Ich bekomme 900 Taka pro Woche Arbeit. Einige bekommen 800 Taka. Das ist sehr wenig und weniger dürften sie mir nicht geben! Ich arbeite hier 12 Stunden pro Tag und die Arbeit beginnt um 8 Uhr morgens.
Ich tue das für meinen Sohn, um seine Ausbildung zu finanzieren, so dass er eine gute Arbeit in Zukunft erhalten kann. Dann können wir besser leben und ich muss nicht mehr so hart arbeiten.
Rina
Mein Name ist Rina. Mein Zuhause ist der Bezirk Barisal und ich lebe in Dhaka seit meiner Kindheit. Ich bin verheiratet und habe zwei Töchter. Der Jüngere geht zur Schule.
Meine Arbeit besteht daraus verschiedene Arten von Kunststoff / Polyethylen zu sortieren. Ich arbeite hier die ganze Woche von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends und bekomme 900 Taka in der Woche. Ich mache diese Arbeit seit 10 oder 12 Jahren, seitdem ich verheiratet bin. Meine Familie muss von dem Geld leben, da ich die Einzige bin die verdient. Es ist schwer, aber wir müssen es irgendwie schaffen. Mein Mann war ein Manager in einer Rikscha Werkstatt. Er verließ mich und meine zwei Töchtern und ging irgendwo hin. Wo weiss ich nicht. Ich bekam eine Nachricht von ihm und jetzt will er wiederkommen, aber ich erlaubte es ihm nicht.
Ich bin bereit jede Arbeit zu machen, die mir mehr Geld einbringt, um Essen für meine Töchter und mich zu kaufen.
Monowara Begum
Mein Name ist Monowara Begum. Ich bin aus Madaripur, einer Region in Zentralbangladesch und arbeite in diesem Geschäft seit 5 Jahren. Bevor ich hier herkam, machte die gleiche Arbeit an einem anderen Ort.
Ich habe zwei Söhne und zwei Töchter. Die Töchter sind ungefähr 16 oder 17 und 14 oder 15 Jahre alt; die Söhne sind 10 oder 11 und 8 Jahre alt.
Meine älteste Tochter besuchte bis zur 5. Klasse die Schule. Einer meiner Söhne war in Madrasa (Anm. d. Red.: eine Schule spezialisiert auf islamische Wissenschaften), aber er beendete sein Studium nicht. Meine jüngere Tochter ging bis zur 4. Klasse in die Schule und mein jüngerer Sohn ist jetzt in Madrasa. Mein Mann starb vor 8 Jahren an einem Schiffsunglück.
Ich bekomme 3000 Taka pro Monat. Ich komme um 7 Uhr morgens hierher, und gehe um 6 oder 7 abends nach Hause. Wir müssen hier 7 Tage in der Woche arbeiten.
Meine jüngere Tochter ist verheiratet. Die älteste Tochter darf nicht heiraten, bevor nicht ihre Brüder arbeiten und somit selbst ihr Geld verdienen können. Sie ist eine RMG (Ready made garnments) Konfektionsarbeiterin.
Ich brauche Geld, um ein Geschäft zu gründen, aber ich kann kein Geld sparen, denn meine Familie lebt von meinem Verdienst und dem meiner Tochter.
Text/Fotos: Evi Lemberger/ Adnan Wahid
Publikation: Erschien in SüdOstAsien Magazin 2/2014
Adnan Wahid, Fotograf für Drik, wohnhaft in Bangladesch. Der gelernte Jurist sattelte vor ein paar Jahren zum Fotograf um und wurde ein armer Student an der berühmten Schule Pathsala, arbeitet momentan bei Drik und ist sich immer noch nicht sicher, ob er nicht der bessere Mechaniker für Motorräder ist, da er nichts mehr liebt als so schnell wie er kann mit seinem Motorrad durch Dhaka zu fahren.
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